Mariannes Blues


Trübsinnig rührte Marianne in ihrer Kaffeetasse. Der Löffel machte dabei ein leichtes Schabegeräusch am Boden, unterbrochen von kleinen Klongs, wenn er die Wand der Tasse berührte und die Richtung wechselte. Ihre Mutter hatte in solchen Situationen immer mit einer Mischung aus Amusement und Genervtheit gesagt: „Gleich biste durch…“. Durch. Das wäre sie gern. In jeder Hinsicht. Gerade wünschte sie sich, dass der Geist ihrer Mutter für einen Moment durch den Raum schweben und sich wie eine wohlig wärmende Decke um ihre Schultern legen würde. Sie fehlte ihr. Ihr fehlte ihr herber Humor, ihre Bodenständigkeit und trotz all der Reibereien, die sie miteinander gehabt hatten: ihre unverbrüchliche Liebe. Und ihre Klarheit. Mit der sie Dinge benannte, ins Licht stellte, die andere gern verbargen oder unter den Teppich zu kehren suchten. Mariannes Mutter war eine unbequeme Person gewesen. Man hatte ihr so manches unterstellen können, jedoch nie fehlende Aufrichtigkeit. Davon hätte Marianne jetzt gern ein großes Stück. Sie musste endlich Position beziehen.

Dies ist eine weitere Etüde im Rahmen der Blogaktion bei Irgendwas-ist-immer. Zu verwenden sind drei vorgegebene Wörter (Geist – unterstellen – herb), die in einem Text von maximal 300 Wörtern untergebracht werden müssen.

Alles rund im Marianne, die mich nun schon ein Weilchen begleitet, vielleicht auch die Grundlage für Mariannes aktuelle Trübsinnigkeit, findet Ihr hier in chronologischer Übersicht. Viel Spaß beim Stöbern!

8 Gedanken zu “Mariannes Blues

  1. Jaja. Zwei One-Night-Stands sind schon fast eine Beziehung. Fast. Ich verstehe das Problem 😉.
    Danke für die Etüde und so weiter 😎
    Morgenkaffeegrüße 🌤️🌳🎶☕🍪

      1. Die Sponti-Sprüche kenn ich alle. Aber ich denke, dass man doch eher noch öfter üben sollte mit Gefühl und Einfühlung. Du weißt schon: „Learning by Doing.“ und „Einmal ist keinmal.“ 😸

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