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Wenn man weinen muss, kann man häufig genauso gut auch lachen

Frau P. verzweifelte manchmal an dem, was die Menschen so zelebrierten. Ihre einzige Rettung war dann, den großen Scheinwerfer des Humors auf die Situationen zu richten. In gleißendem Licht mit scharfen Schatten offenbarte sich dadurch ein Stück Realsatire, die sie zu genießen gelernt hatte. In ihrer manchmal etwas nassforschen Art teilte Frau P. gerne ihre neu gewonnene Sicht.

Während solcher Momente trennte sich in ihren Freund- und Bekanntschaften häufig die Spreu vom Weizen. Es gab diejenigen, die herzlich mit ihr lachen konnten und die Anderen, die mit der Empörung der Selbstgerechten darauf reagierten, dass man ihre kleinliche Welt so entweihte.

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Ja, das muss ich wohl zugeben: An dieser Stelle entscheidet sich für mich heute meist, mit wem ich einen weiteren Weg gehen möchte und wen ich lieber an einer Kreuzung stehen lasse. Meine Erfahrung ist, dass Menschen, die über keinen realsatirischen Blick verfügen auch selten über sich selbst lachen können. Sie nehmen sich so ernst und wichtig, dass alles irgendwie persönlich sein kann und fast schon muss. Jede Kritik, jedes amüsierte Lachen über seltsames Verhalten, wird zu einem persönlichen Affront. Da bin ich raus.

Der obige Text entstand als Drabble zur Wortspende von Reiner vonne Wupperpostille: Realsatire – nassforsch – entweihen. Die ‚Realsatire‘ machte diesmal das Spiel für meinen Geschmack ziemlich eng. Meine Phantasie empfand sich dadurch trockengelegt und wenig komfortabel. Umso erfreuter bin ich, dass ich doch noch ein Kamel gefunden habe, das mich durch diese Wüste getragen hat 😉