First things first: Mein erster Monatsrückblick, Januar 2024

Ausprobieren was funktioniert, feststellen, was nicht funktioniert… darin bin ich große Klasse. Und es macht mir auch noch Freude 🙂 . Jedenfalls meistens. Bei ‚was nicht funktioniert‘ ist die Freude nicht immer sofort da. Da gibt es auch Momente von Schmerz und Enttäuschung, Traurigkeit. Zwei Schritte weiter dann aber fast immer die Erleichterung: Gut, dass ich das jetzt weiß! Gut, dass es es gemerkt habe und diesen Weg jetzt nicht weitergehe! Gut, dass ich da keine Energie mehr reingebe, denn dann kann ich sie jetzt für Anderes verwenden.

Was das jetzt mit meinem ersten Monatsrückblick zu tun hat? Naja: Er ist halt ein Experiment. Ich habe so etwas noch nie geschrieben. Angeblich soll er ja hilfreich sein, wenn man mit dem Imposter-Syndrom zu kämpfen hat. Zweifeln ist etwas, das seinen festen Platz in meinem Kompetenzreigen hat. Leider kann ich auch jede Menge Selbstzweifel… Also: Butter bei die Fische und dem Imposter mit einem Monatskompost die Stirn geboten! Ich fräse mich also durch die folgenden Fragen:

  1. Was zeichnet meinen Januar 2024 aus?
  2. Gibt es etwas, was besonders war?
  3. Habe ich irgendwelche neuen Dinge etabliert, bin an ‚Altem‘ erfolgreich drangeblieben?
  4. Wo bin ich gescheitert?
  5. Was habe ich bewusst losgelassen?
  6. Gibt es etwas, das ich aus dem Januar in den Februar mitnehmen möchte?

1. Was zeichnet meinen Januar 2024 aus?

Ein Blick in meinen Kalender offenbart mir, dass da ganz schön viele Sachen drinstehen. Ich habe viele geplante Verabredungen gehabt. Dazu kommen noch all die Begegnungen, die auf Zuruft relativ spontan stattfanden. Dafür, dass ich eigentlich ‚allein‘ bin, hatte ich ganz schön viel Mensch um mich herum. Ich bin schon etwas erstaunt. Verschiedene Menschen, mit denen mich ganz Unterschiedliches verbindet. Das waren viele intensive Kontakte und manche von ihnen auch tiefgehend. In der Rückschau wird mir bewusst, dass es vielleicht auch zu viel Kontakt für mich war. Oder nicht immer die Qualität Kontakt, die für mich gut war. Na… da kommt bestimmt unter Punkt 6 noch etwas dazu 😉

Mein Januar ist auf jeden Fall geprägt von einer schier unglaublichen Produktivität. In der ersten Woche des Jahres war ich noch voll und ganz mit den Rauhnächten beschäftigt. Nach einer sehr kurzen Verschnaufpause und Integrationszeit habe ich mit dem Schreiben begonnen. Dass das Schreiben für mich in diesem Jahr einen besonderen Stellenwert haben darf, zeigt schon meine Januarzeichnung. Und ich setze wirklich gern um, was es in mir so herumfabuliert und -visioniert. Und damit wäre ich eigentlich auch schon bei Punkt 2:

2. Gibt es etwas, was besonders war?

Meine Januar-Rauhnacht (Beschreibungen der Rauhnächte) zeigte, dass mein Jahr unter dem Zeichen des Schreibens stünde. Auch, wenn ich während des Zeichnens nur eine sehr ungefähre Vorstellung davon hatte, wie ich es umsetzen würde, war die Energie dafür auf jeden Fall schon mal angestoßen. Das hat sich in den folgenden Wochen als sehr fruchtbar herausgestellt: Mit diesem Artikel sind es nun im Januar sensationelle 29 geworden. Das ist echt ein Grund zum Feiern! *konfetti werf*

Besonders am Schreiben war für mich auch, dass ich zu „egal was“ geschrieben habe. Meine innere Perfektionistin habe ich in den Urlaub geschickt. Den hatte sie sich auch ehrlich verdient! Und dann habe ich mir Anker fürs Schreiben gesucht und gefunden:

ABC-Etüden
Glücksmomente
Schreibimpulse von Maria*

(*Sie veranstaltet von Zeit zu Zeit kostenlose Workshopzeiten, in denen man sie und ihre Arbeit kennenlernen kann)

Das hat alles allerbestens funktioniert. Ich war erstaunt, dass es mir sogar möglich war, Figuren zu erfinden, denen ich für die Zukunft neue Texte unterschieben kann. Zu Herrn und Frau P haben sich hinzugesellt: Marianne F., Nadine und eine bisher Namenlose. Auch die Sprachspielerin in mir hatte genügend Platz, sich innerhalb der ABC-Etüden auszutoben.

Weitere besondere Momente waren für mich ebenfalls, dass ich mich mit einem für mich sehr tiefen Prozess hier gezeigt und dazu drei Artikel veröffentlicht habe: Verlorener und überlebender Zwilling – neurographische Reise, Teil ITeil IITeil III. Da war ich mir vor der Veröffentlichung gar nicht so sicher, ob das eine gute Idee ist und ob so ein Thema nicht irgendwie ’seltsam‘ ankommen könnte. Nachdem ich den ersten Teil geschrieben hatte, gab es dann doch ein klares Ja in mir: Ich bin ein Selt-Sam. Also: raus damit!

3. Habe ich irgendwelche Dinge etabliert, bin an ‚Altem‘ erfolgreich drangebleiben?

Da sich das Schreiben meiner Herbst-Bucket-Liste für mich so gut angefühlt hat und ich auch so enorm viele Punkte von ihr umgesetzt habe, habe ich nun auch eine Frühjahrsliste geschrieben. Zweimal ist ja schon fast etabliert ;-).

Neu für mich: Tägliches Schreiben seit 31 Tagen, veröffentlichen seit 22 Tagen: Wow! Ich bin stolz auf mich 🙂

Während ich so sinniere, ob es nicht noch etwas hier zu berichten gäbe, wird mir bewusst, dass es mehrere Dinge gibt, die im Lauf der letzten Monate schon so zu Routinen für mich geworden sind, dass ich gar nicht mehr merke, dass ich da ‚dranbleibe‘. Dazu gehören Online- und Live-Treffen und echter Qualitätsaustausch und Verbindung mit mehreren Freundinnen und Freunden. Und auf jeden Fall die von mir so sehr geschätzten Kunsthallenbesuche, in denen ich mit zwei Freundinnen kreativen Austausch pflege. – Na, dann mal zu einem Punkt, bei dem ich vermuten werde, dass er mir weniger Freude bereitet:

4. Wo bin gescheitert?

Ich hatte mir vorgenommen, wieder mehr zu tanzen/grooven und meine Angst vor eskalierendem Bluthochdruck zu überwinden. Sicherlich sind 6x Grooven (wie mein Kalender mir verrät) nicht nichts aber längst nicht das, was ich mir so vorgestellt hatte. Ich bin weit entfernt davon mich wieder als Tanzende zu fühlen. *seufz*

Das Thema Gesundheit scheint momentan ein Weg des Immer-wieder-Scheiterns für mich zu sein. 11 Tage in Folge habe ich es geschafft Nahrungsergänzungsmittel zu mir zu nehmen. Dann nochmal 3 Tage, nochmal 2. Wie oft will ich das eigentlich NOCH ausprobieren? In meinem Kopf macht es immer: Das ist SINNVOLL! Und mein Durchhaltevermögen so: „Jaja… red du man. Interessiert mich nicht.“ *doppelseufz*

Ähnlich das Thema Alkoholfasten. Während meiner Krankheit im letzten Jahr war ich über Wochen überhaupt nicht daran interessiert, Alkohol zu trinken. Ich habe nicht einen Gedanken daran verschwendet. Als es mir besser ging dachte ich: Könnt ich jetzt eigentlich auch gleich ganz lassen! Und wieder: Pustekuchen. Für den Januar hatte ich mir vorgenommen, nach der anstrengeden Rauhnachtsphase, noch mal in den Verzichtmodus zu gehen. Gut zwei Wochen hat das geklappt. Und dann hat es sich nach Anstrengung angefühlt. Doof das. *tripelseufz*

Ok. Erfolgreiche Triathletin in der Disziplin Scheitern.

Der etwas mildere Blick, den ich ja immer wieder versuche zu üben, wenn es um mich selbst geht, sagt: Hej, eine Zeitlang hat es doch geklappt! SO übel war das doch jetzt gar nicht. Das, wofür Du Dich gerade runtermachst, könntest Du genauso gut auch feiern. Magst Du mal einen Switch probieren?

*switch*

Immerhin habe ich meinen Körper an 16 von 31 Tagen mit zusätzlichen wertvollen Nährstoffen versorgt. An mehr als der Hälfte der Tage habe ich keinen Alkohol zu mir genommen und an den anderen Tagen nur sehr maßvoll und mit Genuss. An einigen Tagen habe ich meditiert, an weiteren Tagen mit Leberwickeln experimentiert, sogar mal wieder eine Zeichnung zum Thema gemacht… eben insgesamt eine Menge für meine körperliche Gesundheit getan. – Meinen Das-muss-aber-jeden-Tag-sein-sonst-zählt-es-nicht-Fascho schicke ich jetzt an den Deich zum Auslüften.

5. Was habe ich bewusst losgelassen?

Äh… uff.

Ach doch! Meine Vorstellung davon, dass ein von mir geschriebener Text erst perfekt sein müsste, bevor ich ihn veröffentlichen kann. Verbunden damit auch die Angst, dass jeder Mensch natürlich sofort sieht, dass er unperfekt ist und dann irgendetwas Doofes über mich denkt.

Wenn ich es recht überlege, ist es kein bewusstes Loslassen gewesen. Ich habe durch ‚einfach machen‘ Erfahrungen gesammelt: Ich sterbe nicht, wenn ich unperfekt bin. Wow! Krass!

Und dann fällt mir doch noch etwas ein, was ich bewusst losgelassen habe: Die Vorstellung, ich könne mit einem Mann (wenn er nicht schwul ist) wirklich einfach nur befreundet sein und es könne nicht zu irgendwelchen Verstrickungen kommen, wenn ich nur klar in mir wäre und klar kommunizierte. *gröhl* – Lustige Ideen habe ich manchmal…

6. Gibt es etwas, das ich aus dem Januar in den Februar mitnehmen möchte?

Weitermachen! Das Leben lohnt sich!

Und noch etwas: Ich möchte achtsamer mit mir sein und was die Menge und Auswahl meiner zwischenmenschlichen Begegnungen angeht. Nicht immer tut mir jedes Gegenüber gut. Von manchen Begegnungen brauche ich kleinere Dosen, damit sie das ‚hier ist es gut für mich‘ nicht verlassen. Ich möchte noch mehr darauf achten, ob ich mit Menschen Zeit verbringe, weil es MIR gut tut oder ob ich es tue, weil ich merke, dass es IHNEN gut tut. Das zu unterscheiden ist für eine in der Schurwolle gefärbte Co-Abhängige wie mich häufig gar nicht so einfach.

Das war es also von mir und meinem ersten Monat dieses Jahres. Insgesamt ein ziemlich guter Start, der es schon manchmal in sich hatte für mich. Ich wünsche Euch einen guten Start in den Februar. Wir lesen uns!

5 Gedanken zu “First things first: Mein erster Monatsrückblick, Januar 2024

  1. Respekt vor deiner Selbstreflexion! Impostor – jetzt hat auch dies also einen Namen 🙂 Selbst habe ich mich stets zwischen den Polen bewegt, heute „Impostor“, morgen gnadenlos selbstüberschätzt. Das hat sich Gott sei Dank ändern dürfen.

    Grüße & einen guten Tag dir, Reiner (Alkoholiker, heute trocken)

    1. Moin Reiner!
      Da interessiert mich jetzt natürlich, wie Du es geschafft hast, nicht mehr zwischen diesen beiden Polen hin- und her zu schwingen 😉 . Und: In welchem Bereich hältst Du Dich nun hauptsächlich auf?

      Glückwunsch zum Trockensein. Ich habe den höchsten Respekt vor jeder und jedem Menschen, der diesen Schritt schafft. Wenn ich an mein Trockensein vom Nikotin denke, dann erinnere ich mich, dass es über viele Jahre ein täglicher (manchmal stündlicher oder gar minütlicher) Entschluss war. Hach… das Sucht-Thema… das lohnt gleich mehrere Artikel. *notier*

      Gute 24 Stunden!

      1. Moin Cynthia, das klingt nach Insiderwissen 😉

        Und dort liegt auch die Antwort auf deine Frage. Ja, ich bin immer noch den AA zugehörig, seit vielen 24 Stunden, mittlerweile länger als meine nehmende Zeit – seit Anfang 2000, nach 22 Jahren aktiver Suchtgeschichte. Im Zuge dessen habe ich zu einer Art Glauben gefunden, ohne Selig- oder gar Heiligsprechung 😉 Habe mich mit alten Schriften beschäftigt, vielleicht sagt dir der Pfarrer Heinz Kappes etwas. Evangelischer Pfarrer, Quäker, religiöser Sozialist und fleißiger Übersetzer der AA-Texte aus dem Amerikanischen. Worte und Weisheiten, die bei mir den Weg vom Kopf in den Bauch geschafft haben.

        Tägliche Übung, in einer Art Mitte zu bleiben, vertrauensvoll in der Gegenwart zu leben. Mein Ego ist nicht Chef, meine Angst auch nicht, ebenso nicht mein schwarzer Vogel. Sie alle gehören zu mir, dürfen da sein, aber über mich bestimmen dürfen sie nicht. Heute übe ich, auf Führung zu vertrauen, meiner Intuition zu vertrauen, Rückschritte inbegriffen. Trocken geht das, auch das testen von Grenzen auf eine gesunde Art, also bis kurz vor dem Schmerz und nicht mittendurch 😉 Mal sehen, wie weit das noch geht, in der täglichen Fristverlängerung im letzten Viertel 🙂

        Grüße- und ja, gute 24 Stunden dir!

  2. Das „Impostor-Syndrom“ ist bei der von dir beschriebenen Ausgangslage letztlich vermutlich etwas Normales. Ähnlich wie du, war auch ich ein von meiner Mutter ungewolltes Kind. Das hat in mir bereits als noch Ungeborene das Gefühl erzeugt, womöglich nicht liebensWERT zu sein. Meine Mutter hatte, sicherlich auch deswegen, erhebliche Schuld- und Schamgefühle, die es verhinderten, dass sie mir eine kraftvolle selbstbewusste Frau vorleben konnte. In der von mir „rückverfolgbaren“ weiblichen Ahninnenlinie waren eigentlich alles für ihre jeweilige Zeit ziemlich starke Frauen. Aber irgendwie wurde bei allen durch äußere Ereignisse ein Teil ihrer Kraft gebrochen. Zudem war Frauen jahrtausendelang beigebracht worden, Männer für höherwertiger zu halten, als Frauen. So dass sie sich automatisch als minderwertiger empfanden. Gleichzeitig spürten sie alle in einem Teil von sich die Ungerechtigkeit, die Frauen angetan wurde; und diese Ungerechtigkeit ließ relativ viel Wut in meiner Ahninnenlinie entstehen, die aber von ihnen wiederum unterdrückt wurde; da ihnen als streng katholisch Erzogenen beigebracht worden war, dass Frauen sanftmütig zu sein hätten. Und: Diese innere Wut wurde zumindest teilweise jeweils gegen die eigene Mutter fehlgeleitet, da diese die den Müttern durch diese „Mutter Maria – Figur“ auferlegte Erwartung, dass sie ihre Kinder „bedingungslos zu lieben“ hätten, nicht erfüllten (was ihnen aufgrund der in ihnen gebrochenen Kraft aber gar nicht möglich war).
    Als in dieses „Energiengemisch“ Hineingeborene ist es irgendwie logisch, dass wir lange versucht haben, durch äußere Anerkennung für unsere Arbeit die Bestätigung zu bekommen, dass wir eben doch wertvoll und liebensWERT sind. Und gleichzeitig hätte äußere Anerkennung nie ausgereicht, um das Loch zu füllen, was wir schon im Mutterleib erfahren haben. Anerkennung freute uns daher, konnte es aber nie schaffen, unsere aufgrund dieses Lochs bestehenden Zweifel auszulöschen. Gleichzeitig trugen wir eben auch noch das Gefühl in uns, als Frau womöglich minderwertig zu sein und beweisen zu müssen, dass wir das keineswegs sind. Und die Wut darüber, was unseren Ahninnen, und der Frau an sich so lange an Leid angetan worden ist.

    Das meine persönlichen Erfahrungen und Gedanken dazu, die vielleicht mit dir in Resonanz gehen.

    Herzliche Grüße an dich, ich mag deine Arbeit mit den Zeichnungen sehr!
    Maren

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