Homöopathische Etüde

Sein Talent zur Unterwürfigkeit hatte ihm schon so manches Mal das Leben gerettet. Über die Jahrtausende hatte er sein Talent genutzt, um sich den jeweiligen Lebensbedingungen anzupassen. Es geht die Mär, dass er in frühen Zeiten ein starker Baum gewesen sei, der sich so häufig gebeugt hätte, bis er zu einem Moos geworden sei. Nun gehörte es zu seinem Alltag, dass er, der stolze Riese, gering geachtet und mit Füßen getreten wurde. Wir können ihm nicht verdenken, dass er solches Verhalten übelnahm. So schaute er aus seiner Bodenlage von unten herauf auf die ihn umgebende Welt immer ein wenig von oben herab. Er schätzte jene gering, die ihr Leben verjubelten und kritisierte sie ob ihrer Verschwendungssucht. Geriet er doch einmal in eine Position, in der er jemandem über war, so trat er beherzt nach unten und rächte sich auf diese Weise an der Welt. Nun mag man denken, dass man es hier mit einem rechten Unsympathen zu tun hat. Doch wohnt in ihm auch eine Seele, die es unbändig nach Gerechtigkeit dürstet. Sie kann sich allerdings nur entwickeln, wenn er schon früh erfährt, dass Recht und Gerechtigkeit Hand in Hand gehen, dass Worte und Taten eine stimmige Einheit bilden. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, wird er sich immer wieder mit all seiner Kraft und Beharrlichkeit dafür einsetzen, denjenigen zur Seite zu stehen, die drangsaliert werden und sich nicht verschuldet haben.

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Dieser kleine Text über das in der Homöopathie genutzte Lycopodium claviatum (Bärlapp) ist mir zu den ABC-Etüden Februar von der Tastatur gepurzelt.

*nörgel*

Ich werde und werde nicht warm mit der Wortspende für die aktuellen ABC-Etüden. Ich bekomme einfach keinen positiven Switch hin – und das will bei mir echt was heißen! Alle gespendeten Wörter sind in meinem Kopf negativ konnotiert: ‚Unterwürfigkeit’… kann ich absolut nicht leiden. Nicht mal, wenn ein Hund sie zeigt. Sie ruft bei mir das gesamte Spektrum von Ekel über Abwehr, Geringschätzung bis hin zu fast körperlichen Schmerzen in mir hervor. Verjubeln… auch so ein Unwort für mich. Auch hier stecken negative Bewertungen dahinter: ohne Sinn verprassen, verschleudern, verschwenden, vergeuden. Das klingt alles gar nicht nach Freude. Da schlägt wohl meine Erziehung durch *uff*. Das dritte Wort ‚verschuldet‘ reißt es dann auch nicht raus. Wenn es nicht mit Geld im Kontext kommt, dann lese ich es moralinsauer. Da stellt sich jemand aufs Treppchen und richtet über andere. Ich steh ja nicht mehr auf das Schuldkonzept. Ich mag lieber Verantwortung.

Jajaja… ich werde weiter darauf herumkauen. Vielleicht entwickelt es ja doch noch irgendwann einen Geschmack, der mir gefällt.

7 Gedanken zu “Homöopathische Etüde

  1. Das ist ziemlich normal, dass einem die Worte nicht liegen. Dass es alle sind, ist eher selten, aber so ist das halt: Entweder du betrachtest es als Herausforderung, oder du lässt es und wartest auf die nächsten. Ich schätze dich als eher angriffslustig ein, das sage ich gleich dazu 😉
    Mir passen die Wörter auch nicht gut. Aber wenn ich weiß, was mir daran Bauchschmerzen verursacht, komme ich besser klar, also finde ich dein Statement dazu prima und passend.
    Dir ein wunderschönes Wochenende und danke für die Etüde!
    Abendgrüße 🛋️🍷🥗👍

  2. Ich glaube ja, die Worte die nicht zappen, sind die größere Herausforderung – ich hab einmal Similaungletscher gespendet und war überrascht, wie häufig er verwendet wurde, obwohl er bei den Sommeretüden auch ausgelassen werden hätte können … 😉

    1. Da stimme ich Dir zu. Grundsätzlich mag ich ja Herausforderungen und arbeite mich ganz gern mal an ihnen ab. Das birgt ja auch immer ein Stück Wachstumsmöglichkeit. Similaungletscher… wirklich sehr speziell. Da musste ich gerade erst einmal Tante Google bemühen, um mich zu orientieren. 🙂

  3. Als Wortspender wollte ich euch sicherlich nicht in einen negativen Sumpf ziehen. Ich denke auch: seht darin eine Herausforderung, die Sache umzukehren und mit euren positiven Gedanken, Erlebnissen, Schlussfolgerungen zu füllen.

    Und bei Verdauungsstörungen aller Art hilft dann sicher das von Dir beschriebene Schlangenmoos. *wegduck*

    1. *globuli hinterherwerf*

      So ist es doch häufig im Leben, oder? Man mag eine freundliche Intention haben und dann kommt beim Gegenüber was ganz Anderes an. Weil wir alle unsere eigenen Geschichten mitbringen und eben nur mit unserem eigenen Kopf denken können, der bei bestimmten Themen Autobahnen entwickelt hat, die er nur schwer verlassen kann ;-).

      Ich finde die Etüden sind ein gutes Übungswerkzeug für Perspektivenwechsel. Danke für die (für mich) nervige Spende, Werner 🙂 !

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