Raum ohne Runge

jeden tag von neuem
nackt und unschuldig
einen leeren raum betreten
ihn mit leben füllen

mit hoffnungen
plänen, erwartungen, zielen
mit erfahrungen
stimmungen, begegnungen
und mit momenten der stille
mit erfolgen und scheitern
mit flüchtigem, zufälligem
und scheinbar beständigem

zum abend
die türe schließen
in die nacht nehmen
was durchträumt werden möchte

das schwere beim erwachen
wie eine alte Haut
von den Schultern gleiten lassen
eine tür öffnen
und den dahinterliegenden raum
wie von zauberhand
geleert vorfinden

***

Diese verdichteten Gedanken wurden inspiriert durch einen leeren Ausstellungsraum in der Hamburger Kunsthalle, in dem sonst die Werke von Phillip Otto Runge wohnen. Den Raum so vorzufinden hat mich überrascht und gleichzeitig merkwürdig ruhig gemacht. Diese Freiheit der Leere fand ich, nach dem Besuch der Ausstellung Ephemeral Lake, beeindruckender als es jedes weitere Bild gekonnt hätte. Eine nahezu perfekte Ergänzung, die meinen Kunsthallenbesuch einfach rund gemacht hat.

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